Die Wertachfreunde Unterallgäu im Jahre 2018
Leo Rasch
„Land it luck!“ endete unser Bericht von 2017 und es ist nötiger denn je.
Das extrem trockene Wetter im Jahr 2018 brachte neue Herausforderungen während das Gewässerentwicklungskonzept (GEK)auf seine Umsetzung warten ließ und die Bayerischen Landeskraftwerke GmbH (BLKW) ein neues Kraftwerk am sogenannten Walterwehr südlich von Türkheim planen. Aus diesem Grund trafen sich am Aschermittwoch H. Liepold von den BLKW, H. Clermont vom Wasserwirtschaftsamt Kempten (WWA), der Bürgermeister H. Kähler und vier Wertachfreunde zu einem Vor-Ort Termin. Dabei wurde über das geplante Kraftwerk, begleitende Maßnahmen und Möglichkeiten für ein naturnahes Umgehungsgerinne diskutiert. Unser Vorschlag einen Bachlauf über einen Abzweig aus dem Langweidbach in den weitgehend trockenen Auwald vor dem Eisplatz zu leiten wurde abgelehnt. Stattdessen reifte der Gedanke das Mutterbett der Wertach aufzuwerten.
Am 19. April wurde vom WWA Kempten das Umsetzungskonzept für die Wertach in Bad Wörishofen vorgestellt. Bei den Besucherfragen wurde deutlich, dass die Kraftwerks-betreiber zu gewissen Maßnahmen, z.B. bei der Ufergestaltung bereit sind, an der Fallhöhe aber nicht rütteln lassen. Im Unterallgäu fließt die Wertach wegen der vielen Wehre auf 2/3 der Strecke nicht mehr. Dabei ist gerade das fließende Wasser das Wesen eines Flusses!
Auf den schlechten Zustand aber auch auf den verbindenden Charakter der Wertach machte der GEO Tag der Natur in Kaufbeuren- Neugablonz am 17. Juni aufmerksam. Unter der Leitung des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben e.V. informierten 15 Organisationen über die Flora und Fauna im Bereich des einstigen Wildflusses, darunter der Deutsche Alpenverein, die Fischereivereine, der BUND Naturschutz, der Landesbund für Vogelschutz und natürlich die Allianz Lebensraum Wertachtal Kaufbeuren und die Wertachfreunde Unterallgäu.
Zu einer Radtour entlang renaturierter Fließgewässer 3. Ordnung luden die Wertachfreunde am 8. Juli ein. Sie führte die 15 Teilnehmer über Rammingen, den Wörthbach entlang und weiter zum Haldenbach hinter Kirchdorf. Von der Landschaftsarchitektin Fr. Frank- Krieger gab es viele Informationen aus erster Hand zu Ausgleichsmaßnahmen und Ökokontoflächen. Am Bingstetter Stausee informierte der Vorsitzende des Fischereivereins Bad Wörishofen H. Häring, dass die Verhandlungen mit dem Kraftwerksbetreiber über ein weitgehend naturnahes Umgehungsgerinne gut gelaufen sind. Erfreut ließen die Radler ihre Tour bei der Fischerhütte bei Kaffee und Kuchen gemütlich ausklingen.
Pünktlich zum Unterallgäuer Bachmuscheltag unter der Schirmherrschaft des Landrats H. Weirather am 23. September wurde unser Roll Up fertig und am Infostand präsentiert.
Eine gute Gelegenheit zum gegenseitigen Informationsaustausch bot sich am 27. Oktober beim Treffen der 16 Bayerischen Flussallianzen in Königsbrunn. Giudo Schuhwerk und Leo Rasch waren als Vertreter der Wertachfreunde dabei.
Am 4. Dezember nahmen dann sechs Wertachfreunde an der Vorstellung des geplanten Kraftwerks am Walterwehr teil. In der Runde mit den Vertretern der Fachbehörden wurden zahlreiche Fragen gestellt und Zweifel geäußert. Daneben präsentierte H. Clermont Vorschläge zur Uferaufweitung und zur Schaffung von Zugangspunkten im Bereich von Türkheim die sehr positiv aufgenommen wurden.
Die Bestandsaufnahme der Fischfauna vom 23. Oktober zeigt die absolute Dringlichkeit für solche Maßnahmen. Zitat des leitenden Ingenieurs: “Dass keine einzige Äsche, Bachforelle, Koppe oder Elritze nachgewiesen werden konnte, ist für diesen Abschnitt der Wertach traurig.“
Deshalb muss es das Ziel der Behörden und Kraftwerksbetreiber sein, der Wertach wieder mehr Struktur und Fließdynamik zu geben.
Kein Kraftwerk darf dem entgegenstehen!